Veurne Bootsausflug Belgien: Start Nieuwpoort

Der Bootsausflug nach Veurne

Nach einigen Tagen der Bootsreinigung im Hafen und des Studiums einiger Handbücher entschlossen wir uns, einen ersten Bootsausflug nach Veurne zu unternehmen.

Wir wollten einen kurzen Trip von Nieuwpoort nach Veurne und zurück machen. Die komplette Wegstrecke beträgt insgesamt etwa 25 km durch den Kanaal Nieuwpoort-Duinkerke, der ein recht kleiner Kanal ist.

Zuerst mussten wir die Veurne-Schleuse in Nieuwpoort passieren. Da die Schleuse lediglich dreieinhalb Stunden vor und nach Hochwasser in Betrieb ist, mussten wir um 9:00 am Morgen an der Schleuse sein. Alles klappte hervorragend. Wir hatten so gut wie keine Wartezeit und wir machten unsere erste Schleusung im neuen Boot, als ob wir damit schon oft geschleust hatten. Auch unser Funkgerät bewährte sich hier von Anfang an, da wir in Belgien die Schleusen per Funk anrufen müssen.

Am späten Nachmittag wollten wollten wir zurückschleusen. So hätten wir viel Zeit, Veurne zu besuchen und die obligatorische Bootsvignette für Flandern zu kaufen.

Die Wulpen Brücke

Bootsausflug
Vor der Wulpen Brücke

Wenn dort nur nicht die Wulpen Brücke gewesen wäre …
Dort führte uns unser Bootsausflug zwangsweise entlang.
Bei der Wulpen Brücke handelt es sich um eine Selbstbedienungsbrücke. In der Schleuse in Nieuwpoort erhielten wir eine Chipkarte, mit der wir die Brücke bedienen sollten.

OK, die Brücke zu finden war einfach. Aber wo ist das Bedienpanel?  Nach anfänglicher erfolgloser Suche half uns ein netter Belgier dabei. Unter der Überdachung steht ein brauner Schrank (Foto unten), den zu öffnen wir als Bootsreisende befugt waren.

Riesenstau durch unsere geöffnete Brücke

Die Brücke öffnete sich, wir fuhren das Boot auf die andere Seite und legten an. Nun wollten wir die Brücke schließen. “Waterway not free” erklärte uns das Wunderwerk der Schleusentechnik. Natürlich war die Brücke frei, und zwar so, wie sie nur sein konnte. Jedoch wollte sie nicht schließen, da ein Detektor meldete, dass noch etwas unter der Brücke sei.

Da wir das Problem auch mit den vielen Gästen aus dem Café nicht lösen konnten, die zu uns dazustießen, riefen wir telefonisch um Hilfe, damit die Brücke wieder geschlossen werden konnte. Mittlerweile hatte sich ein Stau von Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern vor beiden Seiten der Brücke gebildet. Es schien so, als hätten wir das Dorf völlig geteilt und abgeriegelt.

Bootsausflug
Wulpen Brücke, rote Ampel

Natürlich wollten wir nicht einfach weiterfahren. Das hätte irgendwie etwas von Fahrerflucht gehabt … Und so warteten wir auf den Techniker und schlugen den Wartenden vor, die nächste, circa 300 Meter entfernte Brücke zu benutzen. Das machten die meisten Leute auch. Nur eine Fahrradfahrerin nicht, die die ganze Zeit auf flandrisch schimpfte.

3 Stunden später …

Nach einer Stunde kam der Techniker, nach weiteren 45 Minuten gelang es ihm, die Brücke zu schließen – unter tosendem Applaus der Wartenden und der Gäste des Kaffehauses, die wegen der bis dato gescheiterten Anstrengungen des Technikers eine köstliche Unterhaltung erfuhren. Für weitere Erheiterung sorgte die Tatsache, dass der etwas muffelig dreinblickende Techniker die Brücke  mühevoll per Hand runterkurbelte, da mit der Brückenanlage fast gar nichts mehr zu gehen schien. Während des gesamten Kurbelvorgang gab es einen ohrenbetäubenden Lärm durch den Warn-Klingelton der Brücke zum Zeichen, dass die Brücke schloss. Irgendwann, nach gefühlten 20 Minuten war sie dann runter und die Leute konnten die Brücke wieder benutzen.

Mutig geworden, setzte der Techniker die Brücke wieder per Fernsteuerung in Gang. Sie öffnete einwandfrei, aber ließ sich erneute nicht elektrisch schließen. Nun musste das ganze Theater von vorne losgehen.

Nach nunmehr drei Stunden am Ort des Geschehens verließen wir freundlich grüßend den Techniker und die Zuschauer, da wir hier bestimmt nichts mehr tun konnten. Insgeheim sprachen wir dem armen Kerl unser Beileid aus und setzten unsere Reise nach Veurne fort. Bei der Rückfahrt unserer Bootsfahrt beschlossen wir, unser Verdeck samt Geräteträger abzubauen, damit wir unter die Brücke passten.

Eisenbahnbrücke zwischen Wulpen und Veurne

Die Eisenbahnbrücke

Irgendwie ging es nicht so recht voran mit unserem Bootsausflug. Nicht allzu weit von Veurne blockierte eine Eisenbahnbrücke unsere Weiterreise. Wir benutzten unser Funkgerät auf dem entsprechenden Kanal, aber nichts geschah. Wir hätten unser Verdeck zwar lösen können, aber aus irgendwelchen Gründen kamen regelrechte Sturzbäche von Wasser der Brücke hinuntergeschossen. Dieses Wasser sah nicht so vertrauensvoll aus und deshalb wollten wir es nicht abbekommen.

Zum Hafenmeister in Veurne

Wir entschlossen uns, am dafür vorgesehenen Wartesteg vor der Brücke anzulegen und zu Fuß nach Veurne zum Hafenmeister zu gehen, wo wir die Vignette kaufen wollten. Zum Hafen in Veurne waren es lediglich ca. 400 Meter zu Fuß. Außerdem hofften wir, dass wir an einem Lebenmittelgeschäft vorbeikommen würden, so dass wir uns etwas mit Lebensmitteln eindecken könnten.

Wir wussten nicht, dass der Hafenmeister bzw. der Schleusenwärter für die Vignette unsere Bootspapiere sehen wollte. Er schickte uns zurück zum Boot, um mit dem Boot nach Veurne zu fahren. Er versprach uns, dass er sich darum kümmern wollte, dass die Eisenbahnbrücke geöffnet werden sollte.

Bootsausflug
Am Anleger der Hafenmeisterei Veurne

Erneut – die Eisenbahnbrücke blieb verschlossen. Keine Antwort über VHF. Wir waren es ja schon gewohnt: Bootsausflug mit einigen Tücken. Letztendlich riefen wir die Schleuse in Nieuwpoort per Handy an, die für uns die Brücke innerhalb weniger Minuten öffnen ließen.

In Veurne

Nach einigem Schreibkram beim Hafenmeister erhielten wir die belgische Vignette, zahlten 40 Euro und besuchten die Stadt Veurne und machten dort einen Spaziergang. Da wir so viel Zeit bei der Brücke verloren hatten, hatten wir leider nicht so viel Zeit wie erhofft.

Veurne/B

Veurne stellte sich als charmante kleine Stadt mit einem schönen Marktplatz heraus.

Marktplatz Veurne

Unser Bootsausflug zurück durch die Eisenbahnbrücke war nicht einfacher als der Hinweg. Aber nach einer halben Stunde des Wartens wandten wir den alten Trick an und baten die Schleuse Nieuwpoort per Handy um Hilfe.

Zusammengefasst: Wir brauchten wegen der Brücken sieben Stunden für die Anreise und für den Vignettenkauf. Glücklicherweise war unser Weg zurück viel schneller.

Dennoch sind wir jetzt schon gespannt auf die restlichen 300 km zurück nach Roermond durch ganz Belgien und fragen uns, ob wir noch öfter solchen widrigen Umständen ausgeliefert sind.

Törnliteratur

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